UDRP

FC Barcelona spielt um fcbarcelona.soccer

Der ruhmreiche FC Barcelona hatte Ärger mit dem Inhaber der Domain fcbarcelona.soccer. Ein Jahr lang ärgerte sich der Verein mit dem Domain-Inhaber und seinen dreisten Verkaufsangeboten herum, ehe er ein UDRP-Verfahren anstrengte.

Der FC Barcelona, der seine Wurzeln bis ins Jahr 1899 zurückverfolgen kann, musste feststellen, dass ein Dritter die Domain fcbarcelona.soccer registriert hatte. Darin sieht der Fußballverein eine Verletzung unter anderem seiner 2005 eingetragenen internationalen Marke »FC BARCELONA«. Der Rechtsvertreter des FC Barcelona sandte dem Domain-Inhaber einen »cease and desist letter« (Unterlassungsschreiben). Dieser verwies daraufhin auf eine weitere Domain, die die Marke des FC Barcelona benutzt, und erklärte dem Rechtsvertreter, soweit seine Mandantin Interesse an der Domain habe, sei sie eingeladen, ihn jederzeit zu kontaktieren. Die Parteien tauschten sich im April 2016 mehrfach per eMail aus, wobei der Domain-Inhaber folgendes mitteilte:

– Ich bin Domain-Händler, aber ich versuche, eine Geschäftsbeziehung zu etablieren. Sie brauchen etwas von mir und ich etwas von Ihnen, oder anders formuliert, ich gebe ihnen die Domain unter einer Bedingung: Sie helfen mir, meine Domains zu verkaufen. Ich erwarte dafür US$ 400.000,– bis US$ 450.000,–.

– Mir werden bereits US$ 190.000,– für Ihre Domain angeboten. Ich könnte sie sofort verkaufen und wäre die Probleme los, aber ich denke langfristiger. Außerdem weiss ich, dass der FC Barcelona der zweitreichste Fußballverein der Welt ist mit einem Wert von US$ 3,17 Milliarden und jährlichem Gewinn von US$ 657 Millionen.

Nach weiteren eMails schrieb der Domain-Inhaber im April 2017 den Rechtsvertreter des FC Barcelona an, bot die Domain fcbarcelona.soccer und eine weitere an und erklärte unter anderem, wenn der FC Barcelona die Domains haben will, solle er ein Angebot machen, das ihn nicht wie einen Pleiteverein aussehen lässt.

Der FC Barcelona startete ein UDRP-Verfahren vor der WIPO. Der Gegner nahm nicht offiziell im Verfahren Stellung, sandte aber zwei eMails an WIPO. In denen erklärte er unter anderem, er habe die Domain registriert und das einzig richtige getan – er leite sie weiter auf fcbarcelona.com. Später schrieb er sinngemäß: was er nicht verstehe, ist, wenn der Verein die Domain wolle, warum nimmt er sie nicht; die Domain sei sein Recht wie der Name des Fußballvereins. Er wolle keinen persönlichen Gewinn aus der Domain ziehen, er frage ja nur nach einem angemessenen Ausgleich für seine Bemühungen und Ausgaben. Als Entscheider wurde der australisch-britische Rechtsanwalt James A. Barker bestimmt.

James A. Barker bestätigte die Beschwerde des FC Barcelona und entschied auf Übertragung der Domain fcbarcelona.soccer (WIPO-Case No. D2017-1257). Er stellte fest, dass Marke und Domain-Name identisch sind. Zur besonderen Auswirkung der Endung .soccer nahm er später Stellung. Der FC Barcelona erbrachte auch den Anscheinsbeweis, wonach der Gegner kein Recht oder berechtigtes Interesse an der Domain hat. Dem habe der Gegner nichts entgegengesetzt. Die Korrespondenz der Parteien vor dem UDRP-Verfahren deute jedoch sehr stark darauf hin, dass der Gegner keinerlei Rechte oder legitimes Interesse an der Domain fcbarcelona.soccer hat. Vielmehr werde aus der Korrespondenz deutlich, dass der Gegner vorrangig davon motiviert war, die streitige Domain an den FC Barcelona zu einem hohen Preis zu verkaufen. Das sei ein klarer Fall von Cybersquatting, für den gerade das UDRP-Verfahren gedacht ist. Im Hinblick auf die Bösgläubigkeit des Gegners spreche die Behauptung des FC Barcelona, wonach er ihr die Domain fcbarcelona.soccer und eine weitere für US$ 400.000,– bis US$ 450.000,– verkaufen wolle, für sich. Dem hat der Gegner nichts entgegengehalten oder ihm widersprochen. Darüber hinaus ergebe sich aus den Akten, dass der Gegner dem FC Barcelona auch einen Zehnjahresvertrag vorgeschlagen hatte, wonach der Verein monatlich US$ 1.000,–, im Jahr also US$ 12.000,– zahle, im Austausch für fcbarcelona.soccer und einer weiteren Domain. Weiter komme hinzu, dass der Gegner die Domain nicht wirklich genutzt habe, unter anderem auch keinen gutgläubigen Gebrauch von der Domain machte, ihm die Marken des FC Barcelona bekannt waren, der eMail-Verkehr der Parteien deutlich mache, dass ihm die Verhältnisse des FC Barcelona bewusst waren und die Wahl der Endung .soccer unmittelbar auf das Geschäftsfeld des Fußballclubs verwies. Weiter spreche für die Bösgläubigkeit des Gegners, dass er eine falsche Adresse im WHOIS angegeben hatte, er im Rechtsstreit keine Stellung gegen die ihm gemachten Vorwürfe genommen habe und er eine Internetseite betreibt, auf der er Domains zum Verkauf anbietet. Auf Grundlage all dessen ging Barker von der Bösgläubigkeit des Gegners aus und entschied entsprechend auf Übertragung der Domain auf den FC Barcelona.

Auf das Domain-Recht spezialisierte Anwälte findet man auf Domain-Anwalt.de, einem Projekt der united-domains AG.

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