.sucks

Teures Dilemma für Markeninhaber

Der Widerstand von US-Senator Jay Rockefeller, Urenkel des legendären Multimillionärs John D. Rockefeller, blieb erfolglos: die umstrittene neue Top Level Domain .sucks nimmt noch diesem Monat ihren Registrierungsbetrieb auf. Für Markeninhaber wird das ein teures Vergnügen.

Im November 2014 hatte ICANN bekanntgegeben, dass sich das kanadische Unternehmen Vox Populi Registry Inc. den Verwaltervertrag von .sucks gesichert hat. Bei einer privaten Auktion setzte sich Vox Populi gegen die Konkurrenz aus Top Level Spectrum Inc. und der Donuts-Tochter Dog Bloom LLC. durch. Gerüchteweise soll Vox Populi einen Betrag von US$ 3 Mio. bezahlt haben. Dabei war lange unklar, ob .sucks tatsächlich kommt; zu den Kritikern zählte unter anderem der einflussreiche US-Senator Jay Rockefeller. Er machte unter anderem geltend, dass jeder Vorteil, den .sucks in Bezug auf mehr Auswahl und Wettbewerb biete, durch Nachteile in Form von ungerechtfertigter Diffamierung von Einzelpersonen, Unternehmen und Organisationen aufgebraucht werde. Es sei offensichtlich, dass es nur darum gehe, durch defensive Registrierungen Geld zu verdienen; damit spielte er auf die Absicht von Vox Populi an, Markeninhabern eine defensive Registrierung zum Preis von US$ 25.000,– anbieten zu wollen.

Ganz so teuer wird es nicht: wie Vox Populi inzwischen bekanntgegeben hat, liegt die unverbindliche Preisempfehlung für die am 30. März 2015 beginnende Sunrise Period bei US$ 2.499,– pro .sucks-Domain, umgerechnet also etwa EUR 2.308,–; eine Verlängerung kostet jährlich den gleichen Betrag. Das Markenschutzunternehmen MarkMonitor Inc. zeigte sich gleichwohl enttäuscht über die hohen Gebühren; man hatte auf US$ 100,– oder 200,– je Domain gehofft. Man sei innerlich zerrissen, den eigenen Kunden nahe zu legen, von .sucks gleich die Finger zu lassen; allerdings könne man das angesichts der Nachteile, die von Adressen wie cocacola.sucks oder lego.sucks ausgehen, nicht empfehlen. Ein schwacher Trost dürfte sein, dass Premium-Domains wie marriage.sucks oder divorce.sucks zu US$ 299,– und damit ebenfalls zu happigen Preisen angeboten werden. John Berard, CEO von Vox Populi, verteidigte die Preispolitik mit dem Hinweis, dass ein Angebot mit .sucks-Domain dazu genutzt werden könne, um in aktiven Kontakt mit den eigenen Kunden zu treten und so einen Mehrwert bietet. Viel Zeit zum Überlegen bleibt für die Inhaber von Markenrechten nicht; die Sunrise Period dauert lediglich 60 Tage, am 1. Juni 2015 beginnt bereits die Live-Phase.

Auf den Rechtsweg sollten Markeninhaber im Fall von .sucks zudem nicht zwingend vertrauen. Zwar kann die unberechtigte Nuttzung einer fremden Marke auch bei .sucks als Rechtsverletzung gewertet und sowohl vor Schiedsgerichten als auch ordentlichen Gerichten verfolgt werden. Allerdings ist in jedem Einzelfall zu prüfen, ob und wie die Domain genutzt wird; seit dem Urteil des Kammergerichts in Berlin zu oil-of-elf.de (Urteil vom 23. Oktober 2001, Az. 5 U 101/01) wissen wir, dass die Autzung eines fremden Kennzeichens in einer Domain von der Meinungs- und Pressefreiheit gedeckt sein kann. Und auch im Rahmen der UDRP sind die Domain-Inhaber überdurchschnittlich erfolgreich, wenn sie sich auf Meinungsfreiheit berufen können. Von den aktuell 100 Entscheidungen zu Domains, die auf sucks.com enden, waren zwar 47 Mal die Markeninhaber erfolgreich; immerhin 30 Mal gelang es aber den Domain-Inhabern, sich durchzusetzen. So kann eine berechtigte Kritik insbesondere dazu führen, dass die Nutzung „in bad faith“ ausscheidet. Letztlich kommt es jedoch auf die Umstände des Einzelfalls an, so dass sich jeder Markeninhaber genau überlegen sollte, ob er unter .sucks vertreten ist – oder eben nicht.

Sie können .sucks-Domains beispielsweise bei dem starnberger Domain-Spezialisten united-domains registrieren, deren Projekt domain-recht.de ist.

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