nTLDs

Regiert König .com auch in Zukunft?

Im Vorfeld jeder Einführung neuer Top Level Domains streiten die Geister, ob die neuen Endungen die marktbeherrschende .com vom Thron stürzen oder sie zumindest ins Wanken bringen. Auch diesmal wurden und gerade jetzt werden wieder einige Stimmen laut. Wir fassen sie zusammen.

Bleibt .com King? Eine klare Antwort auf diese einfache Frage gibt es nicht. Doch die Domain-Profis sind sich sicher: .com wird weit vorne bleiben. Die Endung .com blickt auf eine lange Vergangenheit zurück. In den vergangenen, gut 25 Jahren verzeichnete sie steten Zuwachs, und steht mit aktuell rund 104 Millionen registrierten und konnektierten Domain-Namen an einsamer Spitze, was ihre Popularität betrifft. Das rührt nicht nur von ihrem Alter her: die Kennzeicheninhaber und großen Konzerne nahmen sich in jungen Jahren .com an und machten die Endung populär, meint Frank Schilling, Domainer der zweiten Stunde, der eines der wertvollsten Domain-Portfolien der Welt besitzt. Dass er erst in den Nuller-Jahren zum Domainer wurde, nachdem in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre Domains zu Höchstpreisen gehandelt wurden, tat seinem Erfolg keinen Abbruch. Schilling meint, die Endung .com ist universal und hat deshalb Bestand.

Ähnlich sieht das auch der Name-Branding Experte Naseem Javed in einem Artikel auf CircleID.com. Seiner Auffassung nach wird .com nicht ohne weiteres seinen Status als stärkste und verbreitetste Domain verlieren. Die Endung ist begrifflich so weit gefasst, dass man sich überall in der Welt ein Bild von den zu erwartenden Angeboten darunter machen kann. Dagegen sei .net schon deutlich spezieller, indem ihr ein technisches Odeur anhaftet und eine eingrenzbare Zielgruppe anspricht, weshalb die Endung, obgleich sie dieselben Registrierungsvoraussetzungen mit sich bringt wie .com, deutlich weniger erfolgreich ist. Und nachdem die in der Vergangenheit eingeführten 22 neuen Endungen wie .info, .museum, .asia, .jobs und zuletzt .post mehr oder weniger gezielt bestimmte Interessengruppen ansprachen, so ist auch das Publikum der jetzt möglicherweise neu einzuführenden 1.600 Endungen begrenzter als bei .com. Auch künftig wird man also nicht an .com vorbeikommen.

Kein Wunder also, dass Domain-Profis wie etwa Rick Schwartz (T.R.A.F.F.I.C.) und Mike Mann (domainmarket.com) keinen Heller auf die neuen Domain-Endungen geben. Rick Schwartz ist über die new gTLDs nur insoweit begeistert, als die Domains gTLDForum.com und gTLD.org bei der im Oktober anstehenden T.R.A.F.F.I.C. Eingang in die Domain-Auktion gefunden haben. Mike Mann hingegen meint – unter dem Applaus anderer Domainer –, die Investition in Domains unter einer der new gTLDs ist einfach zu risikoreich, solange man noch immer gute Domains unter .com registrieren kann. Er geht sogar davon aus, dass trotz Einführung der neuen Endungen .com-Domains mehr Traffic erzielen, Kennzeichen darunter besser wahrgenommen und sie folglich an Wert zunehmen werden. Darüber hinaus ist Mann aber ein Befürworter von .co, die ihm tatsächlich konsequenter als .com erscheint, doch auf dem Markt muss sich die vor gerade zwei Jahren neugestartete Länderendung von Kolumbien nach wie vor beweisen. Nur der bereits erwähnte Frank Schilling steht den neuen Endungen positiv gegenüber. Für ihn ist .com ganz klar der Gold-Standard in Sachen Domains. Doch mit dem Bewusstsein, dass Veränderung nicht nur zum Leben, sondern auch zum Internet gehört, nahm er US$ 60 Mio. in die Hand, um sich mit dem Unternehmen Uniregistry Corp. seinerseits um über 50 der neuen Endungen wie .art, .auction, .cars, .design, .tech und viele weitere zu bewerben.

Die neuen Endungen kommen, das Internet wird sich verändern. Doch, so scheint es, .com bleibt – unangefochten.

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